
(* 17. August 1885 in Hamburg; † 15. Februar 1922 in Den Haag)
Clara Wichmann war seit ihrer Zeit als Jura-Studentin in der feministischen Bewegung aktiv. Sie setzte sich unter anderem für das Frauenwahlrecht ein, für Gewaltlosigkeit und ein Strafsystem, das nicht auf Bestrafung beruht. Motiviert von Ideen des Anti-Militarismus und einer anarchistischen Gesellschaft, plädierte sie dabei für den gewaltlosen Widerstand gegen die Staatsmacht.
Clara Wichmann war aber auch eine Vordenkerin der Tierrechtsbewegung. So schrieb sie bereits 1920 eine Erörterung über die Rechtsstellung nichtmenschlicher Tiere in der menschlichen Gesellschaft („De Nieuwe Amsterdamer“), in der sie auch Bezüge zur Situation von Sklav:innen und Frauen herstellte. Jahrzehnte bevor das Thema der Tierrechte von Peter Singer oder Tom Regan aufgegriffen wurde, forderte sie bereits, Tiere als Wesen mit eigenen Rechten anzuerkennen.
Deshalb wird sie auch als Wegbereiterin eines politisch verstandenen Antispeziesismus betrachtet.
Leider werden die bahnbrechenden Ideen von Clara Wichmann heute nur sehr verkürzt dargestellt. So befasste sich das nach ihr benannte Clara-Wichmann-Institut in den Niederlanden ausschließlich mit Frauen-und Kinderrechten.
Sie starb 1922 im Alter von nur 36 Jahren kurz nach der Geburt ihrer Tochter Hetty Passchier-Meijer.
Zitat Clara Wichmann:
“Und in diesem Licht erhalten viele Strömungen unserer Tage Bedeutung. Im Vegetarismus und der Anti-Vivisektionsbewegung, so einseitig sie zeitweilig sein mögen, sehen wir eine Reaktion auf die naive Grausamkeit, mit der Menschen Tiere als rechtlos angesehen haben, vielleicht wird ihr Ergebnis keine Zukunft sein, in der ausschließlich Pflanzenkost verzehrt und nicht mehr viviseziert wird, aber doch sicher wohl eine, in der die Behandlung der Tiere und das Verhalten gegen die Tiere anders geworden ist. Jede Strömung bringt jeweils anderes zuwege als sie selbst annimmt; und die ganze Gesellschaft ist voller Strömungen, die alle nur Teilergebnisse haben, die sich alle ihr Ziel scharf und absolut stellen müssen, um in der Realität ein beschränkteres Ziel verwirklicht zu sehen.”
Clara Wichmann got involved in the feminist movement during her time as a law student. She advocated for women’s suffrage, non-violence, and the abolition of punitive justice as a guiding principle of criminal law. She was an anti-militarist and anarchist, who encouraged non-violent resistance against the state.
Clara Wichmann was also a pioneer of the animal rights movement. As early as 1920 she wrote a debate piece about the legal status of nonhuman animals in human society („De Nieuwe Amsterdamer”); where she also pointed out similarities regarding the situation of slaves and women. She demanded to recognize nonhuman animals as beings with rights of their own, decades before animal rights were discussed by Peter Singer or Tom Reagan. This is why she is also considered to be a forerunner of political antispeciesism.
Unfortunately, as of today, Clara Wichmann’s groundbreaking ideas are only presented in abbreviated form. For instance, the Clara Wichmann Institute in the Netherlands, which was named after her, focussed exclusively on women’s and children’s rights.
She died shortly after giving birth to her daughter Hetty Passchier-Meijer at the age of 36.
Quote of Clara Wichmann:
„And in this light many currents of our day take on meaning. In vegetarianism and the anti-vivisection movement, as one-sided as they may be at times, we see a reaction to the naïve cruelty with which people have regarded animals as having no rights; perhaps their result will not be a future in which only plant food is eaten and vivisection is no longer practiced, but certainly one in which the treatment of animals and the behaviour towards animals has become different. Each current brings about something different from what it assumes itself; and the whole society is full of currents, that all have only partial results, that all must set their goal sharply and absolutely in order to see a more limited goal realised in reality.“